DGT-ITB Wissenschaftspreis 2024

Veleihung des DGT-ITB Wissenschaftspreises 2024

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Zum 30. Mal wurde dieses Jahr der DGT-ITB Wissenschaftspreis verliehen. Die hochrangig besetzte Jury von Professor:innen und Wissenschaftler:innen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz bewerten insgesamt 38 eingereichte Arbeiten und vergaben Preise in vier Kategorien: beste Nachwuchsarbeit (Stufe Bachelorarbeit), beste Nachwuchsarbeit (Stufe Masterarbeit), beste Dissertation und beste Arbeit zum Thema Nachhaltigkeit im Tourismus. Durch das doppelt-blinde Begutachtungsverfahren, an dem mehr als 70 DGT-Mitglieder mitgewirkt haben, konnten vier hervorragende Abschlussarbeiten des Jahrgangs 2022/23 mit touristischer Themenstellung ausgezeichnet werden.


Die Preisverleihung fand im Rahmen des ITB Berlin Kongresses 2024 am Mittwoch, 6. März 2024, auf dem Berliner Messegelände statt.


Jeder Preis wurde mit 1.000 € gesponsert. Die DGT dankt den Sponsoren der DGT-ITB Wissenschaftspreise – Studiosus Reisen für die beste Arbeit zum Thema Nachhaltigkeit im Tourismus und Hanna Rychener Kistler, ehemals Schulleiterin und Verwaltungspräsidentin IST Zürich, für die beste Dissertation, die beste Nachwuchsarbeit (Stufe Masterarbeit) sowie die beste Nachwuchsarbeit (Stufe Bachelorarbeit).

Preisträger:innen des DGT-ITB-Wissenschaftspreises 2024

 

 

 

Kategorie: Beste Nachwuchsarbeit (Stufe Bachelorarbeit)

gesponsert durch Hanna Rychener Kistler

Patrizia Pluskota, Hochschule München

betreut von Markus Pillmayer

Intellectual Properties in Themenparks - Ungenutztes Potenzial für die deutsche Themenpark-Branche?

Immer mehr Themenparks weltweit integrieren Intellectual Property (IP) in ihre Parks. Ob Fahrgeschäfte, Themenländer, Merchandise oder F&B, die Parkbetreibenden nutzen bekannte Geschichten oder Charaktere aus Filmen, Büchern, Videospielen etc., um ihre Attraktionen zu thematisieren. Was in den Disney Parks seit Jahrzehnten praktiziert wird, etabliert sich in deutschen Themenparks erst seit einiger Zeit. Basierend auf diesen Beobachtungen verfolgt die vorliegende Arbeit das Ziel, das Potenzial des IP-Einsatzes in deutschen Themenparks zu bewerten. Mithilfe qualitativer Expert:inneninterviews wurden Gründe, Chancen und Risiken des IP-Einsatzes identifiziert sowie das Potenzial in Deutschland untersucht. Die empirische Untersuchung ergab, dass IP-basierte Attraktionen bei richtigem Ansatz und richtiger Umsetzung Potenzial für deutsche Themenparks bieten, jedoch in geringerem Umfang wie bei den globalen Marktführern Disney oder Universal, die von Medienkonglomeraten gestützt werden. Langfristiges Potenzial in deutschen Parks sehen die befragten Expert:innen eher beim Einsatz eigens erschaffener statt lizenzierter IPs.

 

 

Kategorie: Beste Nachwuchsarbeit (Stufe Masterarbeit)

gesponsert durch Hanna Rychener Kistler

Jan-Patrick Teichmann, Management Center Innsbruck

betreut von Sabine Mertens

Loyalitätsprogramme in der Hotellerie: Der Einfluss von Wechselbarrieren auf die Markentreue

Die Forschung ist sich bis heute uneinig darüber, ob ein Loyalitätsprogramm in der Hotellerie tatsächlich Markentreue auslöst und inwiefern Wechselbarrieren einen Einfluss auf diese nehmen. Die vorliegende Masterarbeit untersucht die Beziehung des wahrgenommenen Wertes der Teilnehmer:innen von Loyalitätsprogrammen, der Zufriedenheit, dem affektiven Commitment, der Markentreue und den Wechselbarrieren. Hierfür wird eine quantitative Onlinebefragung mit insgesamt n=976 Teilnehmer:innen von Loyalitätsprogrammen in Europa durchgeführt. Die Regressions-, Mediations- als auch Varianzanalyse ergeben, dass der wahrgenommene Wert den wichtigsten Prädikator zum Erreichen von Markentreue darstellt und zu hohe Wechselkosten einen negativen Effekt auf die Markentreue der Kund:innen haben. Dies bedeutet für Hotelunternehmen, welche ein Loyalitätsprogramm implementieren wollen, dass sie ihren Kundenstamm genau kennen müssen, um ein solches Programm attraktiv gestalten, um schließlich Markentreue bei den Kund:innen auszulösen. Weiterhin sollten die Wechselkosten nicht zu hoch gehalten werden, da dies sogar einen negativen Einfluss auf die Markentreue haben kann. Ist ein Kunde zufrieden mit dem jeweiligen Loyalitätsprogramm, so ist es sowieso unwahrscheinlich, dass dieser ein anderes Programm als attraktiver wahrnimmt und wechseln will.

 

 

 

Kategorie: Beste Dissertation

gesponsert durch Hanna Rychener Kistler

Florian Gasser, Universität St. Gallen

betreut von Christian Laesser

"Post it, Like it, Share it, and Profit?" Ableitung eines prozessualen Beeinflussungsmodells und Typologisierung von Social Media Influencern im Tourismuskontext

Diese Dissertation liefert eine Reihe von innovativen Einblicken in die Einflüsse gesponserter Inhalte von Social-Media-Influencern (SMI) im Tourismuskontext. Sie umfasst eine umfangreiche strukturelle Literaturanalyse, eine Untersuchung der aktuell bekannten SMI-Einflüsse im Tourismus- und im Marketingbereich, eine theoriegeleitete Modellableitung eines SMI-Beeinflussungsmodells und eine experimentelle Studie zur Validierung von Beeinflussungsfaktoren aus der Nutzerperspektive. Für die Ableitung des Beeinflussungsmodells wurde ein literaturbasiertes SMI-konformes positivistisches SO(MOA)R-Modell entworfen. Zentrale Bestandteile davon wurden mit einem 2x3-Between-Subject-Lab-Experiment getestet und die abhängige Variable der supponierten Kaufentscheidung eingeführt, um nicht– wie häufig üblich – nur die Kaufintention zu messen. Es wurde beispielsweise nachgewiesen, dass die Werbeerkennung und die Kaufintention einen inversen, vollseriellen Mediationseffekt zwischen der Sponsoringoffenlegung und der Kaufentscheidung ausübt. Auch die Bedeutung der Followerzahlenhöhe auf die Wahrnehmung, ob Content als Werbung wahrgenommen wird, was negative Effekte auf die Kaufintention ausüben kann, wurde bestätigt.

Diese neuartigen Erkenntnisse in der Tourismus(verhaltens)wissenschaft wurden durch eine Matrix der einzelnen SMI-Typen mit deren zentralsten Charakteristiken und klarer Handlungsableitungen für Vermarkter, als auch einem Produkt-/Dienstleistungs-Werte-Fit ergänzt. Dies kann bei der Planung von SMI-Marketingkampagnen aktiv unterstützen. Es zeigen sich zahlreiche weitere Anknüpfungspunkte für zukünftige Forschungsbestrebungen. Dieser Ansatz war einer der ersten Versuche in der Tourismuswissenschaft, der tatsächliches – und nicht nur intendiertes – Kaufverhalten im SMI-Kontext nachwies

 

 

Kategorie: Beste Arbeit zum Thema Nachhaltigkeit im Tourismus

gesponsert durch Studiosus Reisen

Adrian Müller, Universität St. Gallen

betreut von Rolf Wüstenhagen

Decarbonizing Business Travel

Damit wir bis 2050 das Netto-Null-Ziel erreichen, müssen auch die Emissionen aus Tourismus und Verkehr drastisch vermindert werden. Wegen seiner Bedeutung in der globalen Wirtschaft, kann und muss der oftmals vernachlässigte Geschäftsreisesektor dazu einen bedeutenden Beitrag leisten. Unterschiedliche Lösungsansätze wie virtuelle Substitution von Geschäftsreisen oder deren Verlagerung auf emissionsarme Verkehrsmittel sind bekannt, dennoch wurden bislang kaum bedeutende Emissionsreduktionen erzielt. Es mangelt daher nebst dem Verständnis für die Notwendigkeit der Dekarbonisierung von Geschäftsreisen auch an einer umfassenden Vision für deren Umsetzung.

Mit dieser Dissertation trage ich zu einem ganzheitlichen Verständnis der Geschäftsreisedekarbonisierung, unter Berücksichtigung des komplexen Zusammenspiels zwischen Organisationen, Reisenden und der systemischen Umwelt bei. Ich untersuche in diesem Kontext drei spezifische Problemstellungen bei der Dekarbonisierung des Geschäftsreisesektors.

Im ersten Beitrag evaluieren wir das Potential von virtueller Substitution. Wir analysieren die Entscheidung von Geschäftsleuten zwischen Geschäftsreisen und Videokonferenzen. Wir zeigen, wie COVID-19 das Entscheidungsverhalten verändert hat, welche Faktoren es beeinflussen und zeigen verschiedene Chancen und Risiken einer Verlagerung von Geschäftsreisen in den virtuellen Raum auf.

Im zweiten Beitrag beleuchte ich die Gründe, Strategien und Massnahmen für die Geschäftsreisedekarbonisierung in Wissensorganisationen. Dabei zeige ich auf, dass die Fortschritte auch bei jenen Organisationen begrenzt sind, die sich zu Netto-Null verpflichtet haben. Hauptursachen dafür sind ungeklärte Verantwortlichkeiten für die Emissionsreduktion und ein Mangel an verhaltensbasierten Massnahmen. Darüber hinaus präsentiere ich ein konzeptionelles Dekarbonisierungs-Framework.

Im dritten Beitrag untersuchen wir, ob Organisationen die Reisemittelwahl von Geschäftsreisenden zu Gunsten der Bahn beeinflussen können und von welchen Faktoren dies abhängig ist. Wir zeigen dabei nicht nur die begrenzte Wirksamkeit von «Soziale Normen»-Interventionen auf die Moduswahl auf, sondern auch, dass es durch die Einflussnahme nur zu geringen negativen Reaktionen kommt. Basierend auf einer insgesamt bereits hohen Nutzungsabsicht der Bahn, heben wir das Potential von geschäftlichen Bahnreisen und die Bedeutung von spezifischen Reiserichtlinien hervor